Warum ich mich weigere, eine Daunenjacke zu tragen
Dauenjacken spalten die Fashion Crowd. Die einen ergeben sich den praktischen Vorteile die anderen frieren lieber als wie ein menschlicher Marshmallow auszusehen. Cara Delevingne gehört anscheinend zur Pragmatiker-Fraktion.
Es ist Ende November. Manche von euch sind deprimiert, weil keine Blätter mehr an den Bäumen hängen, und der Nebel die Bundesrepublik Deutschland so streng regiert wie der FC Bayern die Bundesliga. Ich finde all das schön und melancholisch, doch mich erreicht um diese Jahreszeit eine Depression, denn ich weiß: Von jetzt an muss ich vier Monate lang auf ein Meer schlammfarbener Dauenjacken blicken. Stellt euch eine deutsche Fußgängerzone kurz vor Weihnachten vor: Es mäandert schlammfarben und daunenwattiert daher. Eine uniforme Tristesse, die zwar warm hält, aber so einfallslos ist wie Magerquark.
Um fair zu sein: Es gibt Daunenenjacken nicht nur in Schlammfarben. Nein, es gibt sie auch in Dunkelblau und in Schwarz. Optionen: Kapuze, Fellbesatz an Kapuze, komischer Metallgürtel um die Taille, der wohl der untergegangenen menschlichen Form so etwas wie eine Taille verleihen soll, aber immer an einen Sicherheitsgurt erinnert. Gut, es gibt auch andere Farben: Knallrot, Gelb, Pink Hellblau, gerne alles glänzend. Aber die dürfen eigentlich nur a) Skifahrer und b) Kleinkinder tragen.
Das schlimmste an den Daunenjacken sind die wattierten Ringe, die auch Gisele Bündchen nach Michelin-Männchen aussehen lassen. Auf Englisch heißt Daunenjacke übrigens Puffer Jacket, und Puffer brauche ich höchstens in der Form von Kartoffeln.
Klar, Daunenjacken halten warm. Sie sind wasserabweisend. Ich mag es auch gerne, wenn mir im Winter draußen nicht die Zähne schlottern. Ich habe einen kleinen Hund, der gerne rausgeht, und im Park bin ich bin das einzige Frauchen, das ohne Daunenjacke Gassi geht. Alle wollen mich überreden, doch ich weigere mich standhaft. Ich will nicht so aussehen wie alle, ich will keine Extraringe an meinem Körper. Modische Inspiration muss auch bei Minusgraden stattfinden.
Ich glaube, dass der Daunenjackenzwang in Deutschland sich mit der Funktionswear-Geilheit überlappt. Alles ist so praktisch, Velcro- und Survivalmäßig ausgerichtet. Kein Wunder, dass das Wetter dementsprechend Kacke ausfällt.
Man kann sich ja auch anders warmhalten. Gegen Parkas (vor allem die echten alten Bundeswehrversionen) zum Beispiel habe ich nichts, auch nicht gegen Woll- oder Kaschmirmäntel. Pelz hält auch warm – ob echter oder falscher. (Übrigens ist Daunen ausrupfen auch nicht gerade die feinste Art den Gänsen gegenüber.) Man kann Jacken auch layern.
Manchmal, ganz selten, beneide ich die schlammfarbene Daunenjackenfraktion um ihre Wurschtigkeit und praktische Ader. Es muss schön sein, ein menschlicher Marshmallow zu sein, und Funktion über Fashion zu stellen. Ich halte es lieber mit Coco Chanel, die sagte: Eleganz ist Verweigerung. Also gibt es auch dieses Jahr ein fettes Nein zu Daunenjacken.