Schnittiger Trend? Scarification statt Tattoo
Kurz vorab: Wenn ihr kein Blut sehen könnt, gerade dabei seid, eine Stulle zu essen oder eine Magenverstimmung habt, lest bitte einen anderen Artikel (aber auf dieser Seite!).
Der neue Trend kommt frisch aus dem Tattoo-Studio. “Laaangweilig”, höre ich euch schon rufen. Aber gemach, gemach. Man kann sich dort so viel mehr holen als ein schnödes Tattoo oder Bauchnabelpiercing. Zum Beispiel eine Scarification. Und obwohl diese Art der Körperverzierung echt scary ist, kommt “Scari” nicht von “to scare” (erschrecken) sondern von “to scar” (verunstalten oder verstümmeln). Schon wird es spannend, was?
Bei der Scarification oder Skarifizierung (auch “Cutting” genannt) wird die Haut mit einem Skalpell bearbeitet. Wobei “bearbeitet” hier leicht untertrieben ist. Es werden Streifen, Muster oder Motive aus der Haut geschnitten, die dann mit einer Pinzette vom Fleisch gezogen werden. Häutung bei lebendigem Leibe sozusagen. Und das freiwillig!
Und warum das Ganze? Das Ziel ist die Entstehung einer Ziernarbe. Um ein besonders prächtiges Design heranzuzüchten, ist es oberstes Gebot, gegen alle üblichen Wundheilungs-Regeln zu verstoßen. Heißt: Die Wunde wird danach nicht mit Narbengels behandelt, sondern gewissenhaft mit Essig, Zitronensaft und einer schön harten Zahnbürste nachbehandelt (mit sterilen Handschuhen, versteht sich), damit sie bloß nicht ordentlich zuwächst. Die Heilung dauert dann schon mal ein halbes Jahr. Aber langweilig wird’s trotzdem nicht: Weil jeder Körper unterschiedlich auf Verletzungen reagiert, kann kein Scarification-Guru vorhersagen, wie die Ziernarbe am Ende wirklich aussieht.
Verläuft alles nach Plan, prangt nach einigen Wochen ein leicht dreidimensionales, hautfarbenes Muster auf dem Körper. Mich erinnern sie an die White-Ink-Tattoos, die letztes Jahr der absolute Renner waren, auch bei Models wie Cara Delevingne. Sie sind nur ein bisschen ekliger.
Dass das Ganze bei all der Hässlichkeit aber auch eine gewisse Schönheit birgt, sieht man an den Japanerinnen. Wer mutig ist, lässt sich dort eine japanische Blüte (“hanabira”) in den rasierten Venushügel schneiden. Klingt wieder brutal, sieht aber echt sexy aus. Vorausgesetzt, man geht regelmäßig zum Waxen. Was aber auch wieder schmerzhaft werden könnte…
An alle Männer: Laut einer Studie der Universität von Liverpool assoziieren Frauen Narben mit Testosteron, Gesundheit und Stärke. Und echte Scarification-Fans behaupten, der Schmerz sei gar nicht so schlimm. Zwiebelt halt ein bisschen. Na dann!