Leyla Piedayash von Lala Berlin im Interview: “Trends interessieren mich nicht”
Designerin Leyla Piedayesh am Abend ihrer Kollektion-Präsentation in Berlin. Natürlich von Kopf bis Fuß in Lala Berlin gekleidet
Sänger Bill Kaulitz amüsierte sich prächtig in der Kaleidoskop-Fotobox, während der Show
Gänsehaut-Stimme: Singer-Songwriter Jesper Munk performte gestern Abend live
Bei der Video-Installation wurden die Looks von Lala Berlin künstlerisch inszeniert. Dabei trugen drei Generationen von Frauen (auch ein 72jähriges Model!) die Looks
Ein Highlight der Berlin Fashion Week ist jedes mal ohne Zweifel, die Show von Lala Berlin. Denn die die iranisch-stämmige Designerin Leyla Piedayesh lässt sich immer etwas ganz besonderes für die Präsentation einfallen. Statt einer normalen Runway-Show gab es diesmal ein Fashion-Video zu sehen. Highlight dabei: die Gänsehaut-Performance von Singer-Songwriter Jesper Munk, der Promigäste wie Heike Makatsch, Bill Kaulitz und Eva Padberg zum Tanzen brachte.
Stylight durfte bereits eine Woche vor der eigentlichen Show beim Video-Dreh dabei sein. Dabei haben wir mit Designerin Leyla Piedayesh über ihre Idee zum Video, die Bloggerszene und die Supermodels von heute gesprochen:
Stylight: Woher kam die Idee diesmal keine reguläre Runwayshow zu machen, sondern eine Art Installation?
Leyla: ” Ich habe diese Saison bereits eine Show in Kopenhagen gezeigt. Für mich hat es keinen Sinn gemacht diese Show einfach nochmal in Berlin zu wiederholen. Andererseits möchte ich Deutschland auf keinen Fall den Rücken kehren. Deswegen wollten wir etwas ganz Besonderes machen. So kam die Idee einer Installation zustande. Die Idee: Drei Generationen von Frauen tragen alle unsere Designs: eine 11-jährige, eine 20-jährige und eine 72-jährige.”
Stylight: Kannst du uns eine kurze Trendprognose für 2016 abgeben?
Leyla: “Ich konzentriere mich nicht mehr wirklich auf Trends. Obwohl meine Kollektion am Ende genau auf dem Punkt ist. Denn ich finde, dass heutzutage eigentlich alles tragbar ist. Ein gutes Beispiel dafür sind Jeans: Egal ob Skinny, Cropped oder eine Schlaghose. Gerade sind alle Modelle im Trend. Deswegen kann ich gar keine Trendprognose machen. Trends sind gerade so schnelllebig, dass alles fast gleichzeitig zum Trend wird.”
Stylight: Michael Kors hat beschrieben, dass eine perfekte Garderobe zu 70 Prozent aus Basics und zu 30 Prozent aus Hingucker-Teilen bestehen sollte. Würdest du diesem Statement zustimmen?
Leyla: “Ich glaube, dass kommt ganz auf die Frau an. Ich kenne ganz viele Frauen, die genau das Gegenteil leben und fast ausschließlich extravagante Looks und kaum ein Basic-Teil im Schrank haben. Deswegen würde ich die Aussage nicht grundsätzlich unterschreiben.”
Stylight: Und wie sieht dein Kleiderschrank aus?
Leyla: “Ich persönlich besitze nur Klamotten in denen ich mich wohl fühle. Und das sind fast ausschließlich sehr tragbare Basics.”
Stylight: Bei Lala Berlin schaffst du aber genau den Spagat zwischen tollen Prints, die aber allesamt auch noch wirklich tragbar sind. Wie geht das?
Leyla: “Ich würde das genau als den Schlüsselmoment meines Design-Prozesses bezeichnen. Ich bin selber ein wahnsinnig praktischer Mensch. In meinen Sachen sollen sich die Frauen wohl fühlen und alles kombinieren können, ohne sich groß Gedanken machen zu müssen.”
Stylight: Woher nimmst du deine Inspirationen für deine Kollektionen?
Leyla: “Das Leben eines Designers ist längst nicht so romantisch wie man sich das vorstellt. Um sich für eine neue Kollektion inspirieren zu lassen, habe ich längst nicht mehr die Zeit durch die ganze Welt zu reisen oder mir hunderte von Stoffmustern anzuschauen. Die Modewelt ist inzwischen sehr industriell geworden. Ich kann eigentlich überall Inspiration finden. Vor allem im Netz und bei Instagram.”
Stylight: Instagram ist aber nicht mehr nur eine Inspirationsquelle für Designer sondern inzwischen eine Plattform, die Marken nutzen, um ihre Bekanntheit zu steigern. Wie geht Lala Berlin damit um?
Leyla: “Die Fashion-Welt hat sich durch die sozialen Netzwerke tatsächlich sehr verändert. Wir sind Social-Media-technisch sehr aktiv. Wir bezahlen allerdings keine Blogger, damit sie unsere Sachen anziehen. Das finde ich unauthentisch. Wir sind eher an engen Beziehungen zu Leuten interessiert, die unsere Sachen wirklich gerne tragen und auch selber Käufer sind. Solche Leute freuen sich riesig wenn wir Ihnen ein Paket zukommen lassen. Ob sich das irgendwann ändert und wir Leute dafür bezahlen müssen, weiß ich natürlich nicht. Bisher hatten wir das Glück, dass es auch so gut funktioniert hat.”
Stylight: Gibt es eine bestimmte „Lala Frau“, die du beim Designen im Kopf hast?
Leyla: “Nein, ich finde mein Label zeichnet sich genau dadurch aus, dass jeder die Entwürfe auf seine eigene Art und Weise interpretieren kann. Deswegen tauchen in meinem Fashion-Film auch verschiedene Frauen unterschiedlichen Alters auf, die alle unsere Entwürfe tragen. Ich glaube heutzutage ist Mode nicht mehr an ein Alter oder an einen bestimmten Typ gebunden. Es kommt eher auf die Persönlichkeit an. Ich ziehe meiner kleinen Tochter auch meine Pullis an und Krempel die Ärmel hoch. Das ist zwar oversize aber süß. Auch fülligere Frauen können sich heutzutage viel mehr trauen als früher. Ich bin ja in den 80ern groß geworden, der Ära der Supermodels. Da war das noch ganz anders.”
Stylight: Stichwort Supermodels. Gibt es heutzutage noch das Kaliber an Supermodels, wie es Naomi Campbell oder Claudia Schiffer Ende der 80er waren?
Leyla: “Naja, es gibt schon noch Supermodels. Nur hat sich die ganze Model-Riga einfach komplett verändert. Heutzutage sind es Models wie etwa Gigi Hadid und Kendall Jenner, die mit zwei Millionen Followern auf Instagram den Ton angeben und dadurch erst richtig groß geworden sind.”