Ist Kaschmir gleich Kaschmir? Warum gibt es so extreme Preisunterschiede und worauf sollte man achten?

Es gibt Materialien, die wir sofort mit Luxus, Glamour und etwas Hochwertigem verbinden. Gold, Leder und Kaschmir gehören genau in diese Kategorie. Heute wollen wir uns mal mit dem Thema Kaschmir näher befassen, denn wie bei fast allem gibt es auch bei diesem Naturprodukt große Preis- und Qualitätsunterschiede. Immer häufiger werden wir verlockt, Produkte aus Kaschmir zum Schnäppchenpreis zu shoppen. Aber das kann beim besten Willen nicht mit rechten Dingen zugehen …

Ist Kaschmir gleich Kaschmir? Damit wir ein wenig Klarheit schaffen, haben wir bei der österreichischen Cashmere-Marke Philo-Sofie nachgefragt und super hilfreiche Infos rund um das Thema Kaschmir erhalten. Sie haben sich die Zeit genommen und alle unsere Fragen zu dem Material beantwortet.

Cashmere ist kein Massenprodukt, und es gibt so viele unterschiedliche Qualitätsgrade bei Cashmere; die Feinheit der Fasern und die Cashmere-Reinheit des hergestellten Produktes ergeben den Preis.

Kaschmir ist die Königin unter den Wollarten und hat einen besonders hohen Preis aufgrund der speziellen Gewinnung. Die Kaschmirwolle wird aus den Haaren der Cashmere-Ziege ausgekämmt. Diese Kaschmir Ziegen leben auf bis zu 5000 Meter Höhe bei bis zu 30 Grad minus meist im Gebirge in der Mongolei oder im Himalaja. Bei Cashmere ergibt sich der Preis aus der Länge und Reinheit der Faser. Es wird ein mehrstufiges Sortierverfahren benötigt, um wirklich nur die längsten und feinsten Cashmerefasern herauszufiltern, die zur Erzeugung der edlen Cashmere-Garne Verwendung finden sollen. Wird dieser Auslese-Prozess aber schon frühzeitig beendet, kommen zwar vom Volumen her mehr Fasern zum Einsatz, die aber minderwertiger sind als diejenigen, die weiteren Ausleseverfahren unterworfen werden.

Schaue auf den Preis-, da der Preis für 1kg Roh Garn von Kaschmir meist über 100 USD (je nach Qualität!) liegen, kann ein reiner Cashmere-Pulli fertig gestrickt & vernäht mit 300 Gramm Eigengewicht nicht unter 100 EUR liegen. Man kann einen kleinen Brenntest machen und zupft einige kleine Fasern aus dem Saum und zündet sie an – echtes Kaschmir brennt schlecht und stinkt nach verbranntem Haar, während Kunststofffasern schnell, qualmend und in einer hellen Flamme verbrennen.

Es kommt darauf an welchen Qualitätsgrad an Cashmere die Fast-Fashion Kette einsetzt bzw. ob es sich hier um einen reinen Cashmere-Sweater oder Mix handelt.

Wo liegen die Unterschiede?

Manche Fashion-Ketten oder preiswertere Labels spielen gerne mit dem Begriff „Recycle- Cashmere“. Ein Begriff, der besonders in den heutigen Zeiten beim Endverbraucher als „eco-friendly“ gewertet wird, ohne das Hintergrundwissen hierzu. Leider handelt es sich hier in manchen Fällen nicht um wirklich recyceltes Cashmere, also aus bereits fertigen Cashmere Sweatern, sondern auch in vielen Fällen um ein Abfallprodukt der Kaschmir Herstellung. Dies sind die qualitativ minderwertigen kurzen Fasern, die beim Verspinnen des Garns runterfallen, aufgesammelt werden und neu verstrickt werden.

Es ist schwer, dies zu erkennen, der Griff ist in den meisten Fällen entscheidend. Wenn man seine Kaschmir-Kleidung zum ersten Mal anfasst, sollte sich die Oberfläche warm anfühlen. Zumindest sehr offensichtliche Fälschungen erkennt man daran, dass sie sich kühlend auf der Haut anfühlen und leicht glänzen.

Wie hoch der Cashmere-Anteil ist.

Es lohnt sich auf jeden Fall, wenn man es bei einem Hersteller kauft, der wirklich auf Qualität setzt, denn so kann man es zu einem wahren Lieblingsstück mit Lifetime Value werden.

Pilling ist je nach Strickart und Waschung selbst bei teurem Kaschmir normal nach gewisser Tragezeit; Pilling entsteht durch Reibung wie z.B. im Winter durch Jacke-tragen. Aber auch je weicher und kürzer die Rohfaser verstrickt wurde, desto eher kann sie sich lösen und es kommt zu Pilling. Um Pilling vorzubeugen bzw. zu verlangsamen, sollte man beim Waschen auf keinen Fall Weichspüler oder andere aufgeraute Kleidungsstücke dem Waschgang hinzufügen. Nach dem Waschen, Bügeln & Entpillen mit Kämmchen oder speziellem Gerät kann es auch helfen, das Strickteil über Nacht in einer Hülle ins Gefrierfach zu legen, da sich so die Fasern wieder zusammen ziehen und somit etwas Pilling beständiger werden.

Dies kann sowohl Vor- als auch Nachteile haben. Kaschmir Mixturen mit anderen tierischen Wollarten wie z.B. Merino helfen dem Kaschmir in den meisten Fällen etwas griffiger, robuster, weniger weich und somit auch etwas Pillingbeständiger zu sein. Hingegen preiswertere Mixturen aus kurzen Kaschmirfasern mit künstlichen Fasern kombiniert, fühlen sich zwar meist sehr weich an, tendieren aber schneller zu Pilling, da die Kaschmir-Faser nur schlecht Halt an künstlichen Fasern findet. Auch wärmt das Produkt nicht wie ein eigentlicher Naturhaar-Kaschmir Sweater.

Ja, es ist nachhaltig, wenn man die mögliche Tragezeit betrachtet. Bei Strick sagt man immer, er wird schöner durch Waschen & Pflege. Unbehandeltes Kaschmir, also nicht gefärbt und nur in den Naturtönen wäre auch 100% nachhaltig, es ist eher die Färbung und chemische Behandlung beim Waschgang in der Produktion (ähnlich wie bei einer gefärbten echten Lederhose) die das Produkt nicht mehr ganz „sustainable“ machen.

Also wir fühlen uns jetzt schon wie wahre Kaschmir-Profis, wie sieht es bei dir aus?