Hey du Perle! Wir verraten euch alles, was ihr über Perlenschmuck wissen müsst
Von wegen spießig! Ob als modische Riesenperle, klassischer Ohrstecker oder als Zierde auf Schuhen und Taschen. Perlen sind gerade überall. Um mehr über diesen schillernden Schatz der Meer zu erfahren, haben wir uns mit Yana Nesper, der Designerin des gleichnamigen Perlen-Schmucklabels unterhalten.
Ob modische Riesenperlen, antikes Erbstück oder moderne Designerlooks, wir schmücken uns jetzt immer häufiger wieder mit dem Klassiker, den schon Coco Chanel so liebte.
Schmuckdesignerin Yana Nesper designt seit 2010 für ihr gleichnamiges Label Perlenschmuck, der Tradition und modernes Design miteinander verbindet.
Um die Perle ranken sich viele Mythen und ihre Geschichten gehen oft Jahrhunderte zurück. Wusstet ihr zum Beispiel, dass es die Sage gibt, Perlen stünden für die Tränen der Braut und würden, an Hochzeiten getragen, Unglück bringen?
Außerdem wird Perlenpulver auch in der traditionellen chinesischen und japanischen Kosmetik verwendet uns soll vor allem gegen die Hautalterung vorbeugen und für einen perlmuttartigen Porzellanteint sorgen.
Auch heute werden Perlen noch für Kosmetikprodukte verwendet. Die Wirkung durch den lichtreflektierenden Effekt ist allerdings wohl eher optisch.
Aber was das angeht, wollen wir die Antworten mal lieber dem Expertenwissen unserer Beauty-Kollegen überlassen. Alle anderen Fragen, die uns zum Thema Perlen eingefallen sind, haben wir unserer Schmuckexpertin Yana Nesper gestellt:
Welche unterschiedlichen Perlenarten gibt es?
AKOYAZUCHTPERLEN stammen hauptsächlich aus Japan und werden zwei bist elf Millimeter groß. Sie zeigen sich vornehmlich in einem zarten Weiß-Rosé oder Weiß-Silber, haben eine harte Perlmuttschicht und einen seidigen, tief glänzenden Lüster (Fähigkeit der Lichtreflexion).
Akoyaperlen Ring von Yana Nesper, 550 Euro.
SÜDSEEZUCHTPERLEN kommen aus Australien, Indonesien, den Philippinen oder Myanmar und haben Durchmesser von acht bis 20 Millimetern. Sie schimmernd vorwiegend Weißsilbern.
Südseeperlenohrstecker von Nana Nesper, 1300 Euro.
SÜDSEEZUCHTPERLEN können aber auch spannende Goldtöne entwickeln. Sie haben wie die Tahitiperlen eine sehr harte und widerstandsfähige Perlmuttschicht mit faszinierendem Lüster und gelten als die Königinnen der Perlen.
Südseeperlenohrstecker von Yana Nesper, 1250 Euro.
TAHITIZUCHTPERLEN sind ganz leicht an ihrer hellgrauen oder anthrazit- bis schwarzfarbenen Tönung zu erkennen, die schillernde Nuancen in Grün, Rot, Violett und Blau aufweisen können.
Zusätzlich gibt es bronze- und schokoladenbraune Varianten. Sie stammen aus Französisch Polynesien, auch Tahiti genannt, und werden zwischen sieben und 18 Millimeter groß.
Tahitiperlenarmband von Yana Nesper, 1570 Euro.
SÜSSWASSERZUCHTPERLEN stammen vorwiegend aus China und haben einen Durchmesser von zwei bis 17 Millimetern. Es gibt sie in zahlreichen Pastellfarben. Ihr Perlmutt ist weicher als bei den Salzwasserarten.
Multicolor farbene Süßwasserperlenkette von Yana Nesper, 880 Euro.
Wie genau entstehen Perlen eigentlich? Woraus bestehen sie?
Heute werden Perlen künstlich gezüchtet. Das bedeutet allerdings nur, dass die Muscheln quasi "künstlich befruchtet" werden. Die restliche Entstehung der Perle läuft genauso ab, wie in der Natur.
Perlen bestehen aus Perlmutt und wachsen in Muscheln heran. Bei der Perlenzucht wird einer Perlmuschel chirurgisch ein Perlmuttkern eingepflanzt. Im Laufe der Zeit – je nach Perlenart ein bis drei Jahre – bilden sich Perlmuttschichten um den Kern herum und eine Perle entsteht.
In der Akoyaauster können bis zu drei Perlen gleichzeitig entstehen. Sie kann aber nur einmal in ihrem Leben bestückt werden. Südsee- und Tahitiaustern bilden nur eine Perle aus, können jedoch bis zu drei Zuchtzyklen durchlaufen. Eine Ausnahme bildet die Süßwasserzuchtperle: Hier können innerhalb von zwei bis fünf Jahren bis zu 30 Perlen in einer einzigen Muschel heranwachsen. Danach ist aber kein weiterer Zuchtdurchlauf möglich.
Woran erkennt man den Qualitätsunterschied?
Da Naturperlen selten und sehr kostbar sind, war das Tragen von Perlen in früheren Zeiten ausschließlich Menschen höherer Schichten erlaubt.
Für die Bewertung einer Perle sind folgende Faktoren von Bedeutung:
- eine dicke Perlmuttschicht
- ein intensiver Lüster (Lichtreflexion)
- eine reine Oberfläche
- eine edle Farbe
- idealerweise eine runde Form
(wobei auch andere Formen und asymmetrische Barockformen sehr beliebt sind) - ein großer Durchmesser
(zumindest in Hinblick auf den Preis, da große Perlen selten und dementsprechend kostbar sind)
Welche Bedeutungen sagt man den Perlen nach?
In vielen Kulturen haben die Perlen einen tiefen Symbolcharakter. In China stehen sie zum Beispiel für Reichtum und Weisheit, in Japan gelten sie als der beste Liebesbeweis und sind als Glückssymbol bekannt. In Indien assoziiert man die Perlen aufgrund ihres natürlichen Ursprungs mit Kinderreichtum.
Zum Aberglaube „Perlen bedeuten Tränen“: Diese Aussage hält sich hartnäckig und ist dabei natürlich nichts als Aberglaube. Schon damals im Mittelalter trug man in Adelskreisen Perlenschmuck speziell bei Beerdigungen. Daher vermutlich dieser Zusammenhang mit Tränen.
Darf ich Perlen bei meiner Hochzeit tragen, oder bringt das Unglück?
Natürlich kann man Perlen zu allen Anlässen tragen. In der Freizeit, im Büro oder abends in die Oper. Ohne meine Perlenohrringe und ein oder zwei Perlenarmbänder verlasse ich selten das Haus.
Und als Höhepunkt werden die Perlen selbstverständlich zur Hochzeit getragen! Ich selbst trug auch welche bei meiner Hochzeit, wir sind seit über 20 Jahren glücklich verheiratet.
Man sagt Perlen auch heilende Wirkungen nach. Was ist da dran?
Die heilenden Wirkungen der Perlen – zum Beispiel bei Allergien, Appetitlosigkeit, Diabetes und so weiter – sind reine Glaubenssache und wissenschaftlich nicht bewiesen. Ich persönlich glaube nicht daran, dass Perlen Fieber senken oder Zahnbeschwerden verschwinden lassen können.
Was sie allerdings definitiv können, ist ein Stimmungshoch hervorrufen!
Stimmt es, dass Perlen nur eine ungefähre Lebensdauer von 150 Jahren haben?
Die Lebensdauer der Perlen hängt entscheidend mit ihrer Qualität zusammen. Eine dickbeschichtete Akoya- oder Südsee Perle mit einem gesunden und starken Lüster kann sicher an die nächste Generationen vererbt werden.
Perlen lösen sich nach Jahren aber nicht auf, sondern werden nur etwas matter.
Wie pflege ich meinen Perlenschmuck?
Perlen sind Naturprodukte und reagieren empfindlich auf kosmetische Stoffe und Schweiß. Daher gilt: Kontakt mit Cremes, Sprays und Seifen vermeiden, beim Sport, in der Sauna und beim Sonnenbaden Perlenschmuck ablegen. Eventuelle Rückstände können mit einem weichen Perlenpflegetuch entfernt werden.
Perlen mögen keine starke Sonneneinstrahlung und lieben ein weiches Plätzchen ganz für sich allein. Im Schmuckkästchen sollten sie deshalb nicht neben harten Edelsteinen aufbewahrt werden.