Bei dir und deiner BFF läuft’s nicht mehr so gut? Dann ab zum Psychologen
Bei dir und deiner BFF ist gerade der Wurm drin? Dann ab zur Freundschaftsberatung.
Dass Freundschaften super cool und super wichtig sind, wissen wir. Deshalb wollen sie auch gut gehegt und gepflegt werden, denn genauso schnell wie sie teilweise entstehen, können sie auch wieder zerbrechen. Damit das nicht passiert, bietet die österreichische Psychologin Katharina Smutny in ihrer Praxis “Auftankstelle” Freundschaftsberatung an. Die funktionieren ähnlich wie Paartherapien, nur dass es sich bei den Klienten eben nicht um Liebespaare, sondern Freunde handelt. Klingt spannend, oder? Deswegen trafen wir die Therapeutin zum Interview und haben sie alles gefragt, was wir über die Freundschaftsberatung wissen wollten.
Hallo Frau Smutny, schön dass es mit dem Interview klappt. Warum kommen Menschen zur Freundschaftsberatung und was sind die häufigsten “Probleme”?
Katharina Smutny: “Eine Freundschaft ist – wie eine Liebesbeziehung auch – eine enge, tiefgehende Beziehung zwischen zwei Menschen. Dadurch können ähnliche Themen zu Streit, Krisen und Zerwürfnis führen, wie es in Liebesbeziehungen der Fall ist. Beispiele für häufige Themen sind Unzuverlässigkeit, fehlendes oder zu wenig Verständnis, auseinander driftende Lebenswege und Entwicklungen sowie Kommunikationsprobleme. Oft besteht die Freundschaft schon über Jahre oder Jahrzehnte. Sie hat sich zu einem stabilen Fundament im Leben zweier Menschen entwickelt. Bemerkt eine oder beide Personen, dass diese Beziehung bröckelt, man auseinander treibt, ist dies oft der Grund dafür, die Freundschaftsberatung aufzusuchen.”
Was ist das Ziel der Beratung?
Katharina Smutny: “Der Freund oder die Freundin ist wichtig und man möchte diese Beziehung nicht so leicht aufgeben. Die Nutzen, die auch jeder einzelne bei einer Freundschaftsberatung hat, sind, sich besser und die Beziehung zu anderen kennenzulernen, sich einzeln aber auch gemeinsam weiterzuentwickeln. Der letzte Punkt stärkt die Freundschaft selbst enorm, weil etwas Gemeinsames entsteht. Und eine Investition in die Freundschaft lohnt sich, denn, wie eine kanadische Studie 2012 herausgefunden hat, fühlen sich Personen mit Freunden subjektiv wohler, weniger gestresst und generell gesünder.”
Wie sieht eine Sitzung in der Regel aus?
Katharina Smutny: “Im Erstgespräch kommt es zur Abklärung des Themas/Problems und wo will man als Freunde (wieder) hin. Also um was geht es und was könnte ein mögliches Ziel der Beratung sein. Je nach Thema und Ziel wird individuell an der Freundschaft gearbeitet. Das Vorgehen ist dabei problemlösungs- und ressourcenorientiert. Zum Beispiel wäre das Thema Unzuverlässigkeit und das gemeinsame Ziel wäre verständnisvoller miteinander umzugehen. Dann kann es nötig sein, die Kommunikation zu verbessern (zum Beispiel durch verschiedene Dialogformen), um die andere Person in ihren Gefühlen und Motiven besser zu verstehen. Außerdem soll die Freundschaft dadurch gestärkt werden, indem bewusst gemacht wird, welche positiven Seiten diese Freundschaft hat, warum der andere wichtig ist und welche Eigenschaften man am anderen schätzt.”
Wie sehen die Hauptklienten aus? Haben Sie mehr weibliche oder männliche Klienten?
Katharina Smutny: “Pauschal kann ich das so nicht beantworten. Die Freundschaftsberatung ist ein relativ neues Feld. In meine Praxis finden sich überwiegend gleichgeschlechtliche Freunde ein – und häufig sind es zwei Frauen.”
Die letzte Frage wird hart: Ab wann ist eine Freundschaft vorbei und man sollte getrennte Wege gehen?
Katharina Smutny: “Entweder beide entschließen sich, dass sie nicht mehr befreundet sein wollen, weil zum Beispiel kaum mehr Gemeinsames besteht. Oder – und das ist häufiger anzutreffen – eine Person löst sich von der Freundschaft. Das ist überwiegend dann der Fall, wenn die Freundschaft selbst oder die Sicht auf die Freundschaft zu einseitig wird, der eine den anderen missbraucht oder die Freundschaft über einen langen Zeitraum mehr belastet als stärkt.”